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Er massiert wie die Priester auf Hawaii

Dieser Artikel aus dem Hamburger Abendblatt erschienen am 24. September 2004

Er massiert wie die Priester auf Hawaii Aloha! Frank Wieczorek ist Experte in Sachen "Lomi Lomi Nui" - der
wohl längsten Massage der Welt


Von Andreas Burgmayer

Hawaii liegt gleich neben der Friedrichsgaber Straße, am Anfang des idyllischen Weges Buckhorn, versteckt hinter hohen Hecken, unter dem reetgedeckten Dach eines alten Bauernhauses. Zwar ist drumherum kein Strand, kein Meer, auch gibt es keine Palmen oder Blumenketten, dafür jede Menge Aloha und vor allem F. Wieczorek und die "Lomi Lomi Nui", die vielleicht längste Massage der Welt. Verspannte Großstädter mit steinharter Rückenmuskulatur, reif für die Insel, erleben hier seit zwei Jahren die heilsame Entspannung nach der Methode hawaiianischer Priester.

In einem Wickelrock öffnet Masseur Wieczorek die Haustür. Äußerlich wie innerlich scheint er der hawaiianischen Philosophie und Lebensart zu folgen. "Auf Hawaii glauben die Menschen an die Einheit von Körper und Geist", sagt Wieczorek. "Lomi Lomi Nui" heiße so viel wie "die gute und große Massage", und ein Lomi-Masseur erreiche nicht nur die Muskeln, sondern auch die Seele eines Menschen. Wieczorek: "Meine Kunden verändern sich, je öfter sie kommen." Zu den ersten Massagen kämen manche Frauen noch "aufgebrezelt", also schick und in Schale. Doch bald greife das Hawaii-Feeling der Lomi. "Dann kommen die Frauen im T-Shirt, ganz leger und sagen: Ich steh zu mir", sagt Wieczorek.

Der Masseur ist kein weltfremder Esoteriker. In seiner ehemaligen Heimat, dem Ruhrpott, arbeitete er als Manager in der Industrie. Massage und Entspannungstechniken begeisterten Wieczorek aber schon als Jugendlicher. Irgendwann entschied er sich dann gegen den Job und für die Neigung: "Ich wollte Dinge verändern. In der Industrie war das nur schwer möglich", sagt Wieczorek. Während der
Heilpraktiker-Ausbildung stieß er auf die "Lomi Lomi"-Massage und die haute ihn um: "Die sprengte jeden Rahmen, alles, was ich bisher erlebt hatte."

Eine hawaiianische Massage ist die Entdeckung der Langsamkeit. Ursprünglich dauerte sie über Stunden, manchmal Tage und markierte bei den Hawaiianern den Übergang von der einen in die nächste Lebensphase. Auch Wieczorek könnte 20 Stunden am Stück massieren. "Erfahrene Lomi-Masseure gewinnen Energie während sie arbeiten und werden nicht müde. Das Geben ist so entspannend wie das Nehmen", sagt Wieczorek. Doch für 20-stündige Massagen hat heute keiner Zeit.